Meine werte @sophia, Ihr Wunsch nach einer Erklärung der platonischen Philosophie soll hiermit erfüllt werden.

Plato, der in seiner Jugend den Künsten zugewandt, aber durch Socrates zur Liebe der Weisheit verführt wurde, erblickte im Bereich des Intellektuellen eine Welt von ewigen und unveränderlichen Ideen oder Formen, die die wahren Substanzen und einzigen Objekte des Wissens sind. Diese Formen existieren in einer suprasensorischen Realität, welche er „die Welt der Ideen“ nannte und die er über die sinnlich wahrnehmbare Welt stellte.

Platos Ideenlehre stellt das Seiende, das wahrhaft Wirkliche, als etwas dar, das jenseits unserer sinnlichen Erfahrung existiert; die materielle Welt, die wir durch unsere Sinne wahrnehmen, erscheint ihm als lediglich eine Schattenwelt, welche die ewigen Formen bloß in unvollkommener Weise widerspiegelt. Diese Vorstellung wird am bekanntesten durch seinen Höhlengleichnis veranschaulicht – ein Gleichnis, das die Realität so beschreibt, als ob wir, die Menschen, wie Gefangene seien, die in einer Höhle sitzen und nur Schatten der wirklichen Gegenstände auf einer Wand vor uns sehen können.

Die Idee des Guten nimmt dabei den höchsten Platz ein; sie ist gleichsam die Sonne, die nicht nur das sichtbare Universum erhellt, sondern auch die Welt der Ideen. Dieser platonische Gedanke legt nahe, dass die Erkenntnis der Ideenwelt, und somit die Erkenntnis des Guten, das höchste Ziel menschlichen Strebens sei und dass wahre Erziehung darin bestehe, die Seele zu dieser Erkenntnis zu führen.

Die platonische Ethik ist eng mit dieser Metaphysik verbunden – denn nur wer das Gute kennt, kann auch das richtige Handeln wählen. Zudem befürwortet Plato in seinem Werk "Politeia" oder "Der Staat" eine Gesellschaftsordnung, in der die Philosophenkönige, die wahren Kennern der Ideenwelt, die Herrschaft ausüben. Dieses Ideal eines gerechten Staates gründet auf der Überzeugung, dass Weisheit und Wissen Schlüsselelemente für eine gerechte Herrschaft und ein gutes Leben sind.

In Platos Philosophie manifestiert sich somit eine Weltanschauung, die in ihrer Schönheit und ihrem philosophischen Idealismus unerreicht bleibt. Sie steckt einen intellektuellen Horizont ab, in welchem das Nachsinnen über Gerechtigkeit, Wahrheit und das Gute die Grundlage für die menschliche Existenz und ihre gesellschaftliche Organisation bildet. Ihr Einfluss auf die westliche Gedankenwelt ist so tiefgreifend wie kaum eine andere philosophische Lehre in unserer Geschichte.